Seit einiger Zeit hat sich, erst noch ganz unbemerkt, mittlerweile aber deutlich „Hallo“ schreiend, ein Wunsch bei mir eingenistet: in den Bergen auf Klettersteige zu gehen.
Ich als absoluter Bergfan traue mich dann doch nicht so ganz an das Klettern/Bergsteigen in den Alpen heran. Aber ein Klettersteig ist genau das Richtige. Anspruchsvoll, spannend und schon irgendwo etwas Besonderes, aber immer gesichert. So stelle ich es mir zumindest vor. Eben schon ein ganz anderes Kaliber als Wandern. Da ich bisher aber keine große Ahnung darüber hatte und auch mit der Ausrüstung etwas überfordert wäre, haben Stefan und ich einen Klettersteigkurs gebucht 🙂
Wir haben uns für den Klettersteiggrundkurs beim Deutschen Alpenverein (DAV) in Duisburg angemeldet. Dieser kostet 40 € pro Person für Nicht-Mitglieder (hoffentlich nicht mehr lange Nicht-Mitglied), dauert drei Stunden und findet im Landschaftspark Duisburg-Nord statt. Also in einer wahnsinnig coolen Location und Atmosphäre.
Ich bin schon ein wenig aufgeregt. Sicher wird das eine kleine Herausforderung für mich. Am Tag des Kurses sind wir zu viert. Unser Kursleiter Horst gibt uns erst eine Einführung in das Material und die nötigen Kletterutensilien. Da wäre einmal der Hüftgurt, der Brustgurt, Handschuhe, Helm, die Ruheschlinge, das Klettersteigset, die passenden Schuhe… wir lernen, wie wir alles richtig anziehen und miteinander verknoten. Anker- und Sackstich kommen hier zum Einsatz. Außerdem zeigt Horst uns verschiedene Arten von Karabinern und wie man diese richtig nutzt. Vor die Wahl gestellt, ob wir nur mit Hüftgurt oder mit Hüft- und Brustgurt klettern wollen, entscheiden wir uns fast alle für die zweite Variante. Ich fühle mich damit dann doch sicherer.
Voll ausgerüstet und eingekleidet machen wir uns auf den Weg zum Klettersteig. Ohje, gleich wird es ernst. Von unten sieht es schon ziemlich hoch und herausfordernd aus. Um Vertrauen in unsere Ausrüstung zu bekommen, machen wir zuerst eine kleine Übung. An einem relativ niedrig gespannten Drahtseil in der Wand haken wir alle nacheinander unsere Karabiner ein. Wir befinden uns jetzt ca. 1,50m über dem Boden. Wir proben hier das Laufen auf dem Klettersteig. Wir überkreuzen unsere Schritte und halten uns an dem Drahtseil fest. Bisher klappt es ja ganz gut. Jetzt sollen wir uns aber nach hinten sinken lassen, um Vertrauen in die Haltekraft des Klettersteigsets zu bekommen. Ach herrje. Das fällt mir dann doch nicht so leicht. Schließlich überwinde ich mich aber und beschließe, Horst und dem Klettersteigset zu vertrauen. Und siehe da, natürlich hält es mich. Anschließend haken wir noch die Ruheschlinge in das Drahtseil ein. Mit dieser befindet sich unser Oberkörper wesentlich näher an der Felswand. So ist das schon deutlich angenehmer.
Die Übung ist schnell abgeschlossen und wir stehen nun vor dem Einstieg in den Klettersteig. Das erste kurze Stück müssen wir ohne Sicherung klettern. Horst steht unten und will uns im Fall der Fälle auffangen. Oha. Wir vier kommen aber alle sicher hoch und ich bin froh, als ich meine beiden Karabiner an das Drahtseil einhaken kann. Nun beginnt also der Aufstieg. Hintereinander klettern wir Eisenkrampen hinauf. Unterwegs müssen wir immer wieder die Karabiner umhaken. Und immer darauf achten, dass nicht beide gleichzeitig vom Drahtseil gelöst sind! Wir bewegen uns waagerecht an der Wand entlang, klettern hinauf und hinunter, überqueren Drahtseil- und Balkenbrücken. Wir müssen höchst konzentriert sein und immer aufpassen, wo wir den nächsten Schritt hinsetzen können. Auch in den Bergen, ermahnt uns Horst, müssen wir immer genau darauf achten, wo wir uns unseren Weg entlang suchen. Am besten sich immer schon vorausschauend vorwärts bewegen. Die Wichtigkeit dessen sehen wir direkt schon hier am Klettersteig. Oft ist gar nicht genau erkennbar, wo wir als nächstes unseren Fuß hinsetzen können. Meistens sind es nur ganz schmale Stückchen, wo es mich wirklich wundert, dass mein Fuß darauf hält und nicht abrutscht.
Unterwegs klinken wir immer mal wieder die Ruheschlinge in das Drahtseil ein und machen kurze Päuschen. Das macht wirklich riesigen Spaß! Allerdings ist es auch wirklich anstrengend. Mir tun die Hände weh und auch Stefan hat später richtig rote Handinnenflächen. Und das trotz Handschuhen. Oben auf dem Grat können wir ein bisschen entspannen und alles lockern. Von hier hat man einen tollen Blick über den Landschaftspark.
Wir haben Glück mit dem Wetter und können so beim Klettern auch die Sonnenstrahlen genießen. Der Klettersteig bzw. der komplette Kletterpark des DAV ist ganz offen einsehbar. So haben wir immer wieder Zuschauer, die uns beim Klettern beobachten. Aber das stört uns überhaupt nicht. Wir machen unser Ding und ich bin richtig stolz auf mich. Ich habe früher auch immer unten gestanden und Leute bei solchen Aktivitäten beobachtet. Und nun bin ich selber hier am Klettern und die Anderen schauen mir zu.
Ich bin froh, dass ich meine normalen Kletterschuhe angezogen habe. Auch wenn mir tierisch die Füße darin wehtun, habe ich so wenigstens in den minikleinen Tritten des Klettersteigs besseren Halt. Zumindest denke ich das. Stefan und die beiden anderen Kursteilnehmer kommen aber super mit ihren Wanderschuhen zurecht.
Als der Kurs zu Ende ist, merke ich richtig, wie das Adrenalin wirkt. Ich muss dauernd grinsen und freue mich riesig über Stefan und mich. Es war eine wirkliche Herausforderung, die Koordination, Kraft und Konzentration erforderlich macht. Für mich steht auf jeden Fall fest, dass ich das auch mal in den Bergen machen will und mir das jetzt, nach dieser Einführung, auch zutraue. Die nächste größere Anschaffung wird also eine Klettersteig-Ausrüstung sein. Das wird ein paar Hundert Euro kosten, aber dafür ist es ja eine einmalige Investition. Und ich bin auf jeden Fall richtig gespannt, wann wir in freier Wildbahn mal die Möglichkeit haben werden, einen Klettersteig zu gehen.
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