Das Dammkar in Mittenwald. Eine scheinbar endlose graue Wüste aus Geröll und Stein. Sie erstreckt sich von der Dammkarhütte bis auf die Westliche Karwendelspitze. An unserem zweiten Tag in Mittenwald stellten wir uns der Herausforderung dieser faszinierenden Bergtour.
Der Aufstieg ging direkt im Ort los. Der Weg führte in Serpentinen eine ganze Weile bergauf. Wir waren allein auf weiter Flur, nur einmal überholte uns eine Frau, die ein wahnsinniges Tempo vorlegte. Das konnte nur eine Einheimische sein, denn wir erschienen so langsam wie eine Schnecke dagegen (dabei hatte ich wirklich das Gefühl, wir hätten auch ein gutes Tempo drauf). Die Frau sahen wir auch für den Rest der Strecke nicht mehr wieder. Wahrscheinlich war sie schon wieder auf dem Weg ins Tal, als wir immer noch den Berg herauf kraxelten. Das ist aber nur eine Vermutung.
Irgendwann kamen wir in einen lichten Nadelwald, der uns ziemlich schnell zur „schönsten Bank im Karwendel“ (Zitat eines unterwegs getroffenen anderen Wanderers) brachte. Plötzlich waren um uns rum massig andere Menschen, die alle denselben Weg hatten. Wir wundern uns immer noch, wo sie auf einmal alle herkamen, da wir ja unterwegs niemandem großartig begegnet waren. Als ob sie alle aus irgendeinem Loch gekrochen seien. Zum Glück verlief sich die Meute auf dem weiteren Streckenabschnitt auch erst einmal. So langsam deutete sich das Dammkar bereits an, die Bäume lichteten sich komplett und die Vegetation nahm insgesamt auch sehr ab. Wir waren nun nicht mehr weit von der Dammkarhütte, unserem Zwischenziel, entfernt. Das letzte Stück bis dort hatte es aber noch mal in sich. Ich war kurz davor, mich hinzusetzen und die Hütte Hütte sein zu lassen. Mein Herz pochte wie wild und der Schweiß lief in Strömen. Im Endeffekt habe ich es dann doch noch bis zur Dammkarhütte geschafft. Dort wartete dann auch ein kühles alkoholfreies Weizen und eine leckere Erbsensuppe auf uns. Leider hatten wir in unserer Unerfahrenheit keine Wechselkleidung dabei. So mussten wir während der Pause in den verschwitzten Klamotten ordentlich bibbern.
Hätte ich dann vorher gewusst, was uns erwartete, hätte ich vermutlich darauf bestanden, einfach den Weg wieder zurück ins Tal zu nehmen. Aber so folgte ich meinem Freund in die Steinwüste des Dammkars. Anfangs dachte ich wirklich noch, der Weg würde sicher bald besser. Es ging nämlich gut bergauf und der Weg bestand eigentlich nur noch aus Steinen und Geröll. Da rutscht man sehr schnell ab und jeder Schritt ist anstrengend. Zum Glück waren wir nicht die Einzigen, die sich da durch quälten. Das gab mir irgendwie ein besseres Gefühl, nur für den Fall, dass wir uns irgendwas verstaucht hätten oder so. Irgendwann habe ich nur noch grau gesehen. Himmel grau, Steine grau. Und immer auf den Boden gucken, immer sorgfältig abwägen, wo man den Fuß hinsetzt und ob man sein Gewicht darauf verlagern kann. Da kann einem schnell schwindelig werden. Was war ich dankbar für meine Wanderstöcke! Ohne sie hätte ich den Weg bestimmt nicht geschafft bzw. hätte mindestens doppelt so lange gebraucht.
Das Wetter wurde immer diesiger und wolkiger. Dann waren wir endlich irgendwann oben und konnten das erste Mal wieder so richtig durchatmen. Eine richtige Pause war nämlich unterwegs nicht drin. Keinerlei Sitzmöglichkeit vorhanden. Jedenfalls war unser Plan, mit der Karwendelbahn wieder ins Tal zu fahren. Dafür mussten wir nur noch durch einen dunklen, kalten und verdammt engen Tunnel. Dann gab es endlich die ersehnte Pause und einen dicken Germknödel. Und nicht zu vergessen das Gefühl des Stolzes. Stolz, den Weg geschafft zu haben. Er war wirklich ein echtes Erlebnis und ein Abenteuer. Etwas ganz Besonderes und eine bleibende Erinnerung.
Ergänzung Stefan:
Ich bin schon einmal in der Vergangenheit durch das Dammkar gegangen und kannte daher die Schwierigkeit und Herausforderung des Weges. Meine größte Sorge war das Gelingen des gemeinsamen Aufstiegs. Ich war sehr stolz auf uns und plane für das nächste Mal den Weg über die Mittenwalder Hütte hinauf zur Karwendelbahn (Anm. Laura: haha, ohne mich!). Dies erfordert aber jede Menge Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Daran üben wir noch.
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