Einmal Krater und zurück – unser Kampf auf dem Vesuv

Gleich werde ich über die Kante gepustet. Davon bin ich überzeugt. Dann war’s das. Ende. Aus. Der Sturm ist einfach zu stark für mich…
Wir stehen auf dem Vesuv. Direkt am Krater. Richtig cool. Wenn da nicht dieser enorme Wind wäre. So einen Sturm habe ich noch nicht erlebt. In Panik renne ich über den Kraterrand, Kopf runter, Körper nach vorne gebeugt. Schnee rieselt in kleinen Flocken vom Himmel.

Der Vesuv ist noch immer aktiv und liegt nur neun Kilometer von Neapel entfernt. Zuletzt ist er 1944 ausgebrochen und war im Jahr 79 n. Chr. u. a. für den Untergang für Pompeji und Herculaneum verantwortlich.
Für mich war direkt klar, dass wir während unseres Italientrips dort hinauf müssen. Von Positano aus benötigen wir ca. eine Stunde mit dem Auto. Ausgeschildert ist der Weg sehr gut und führt durch kleine Vororte. Später, wenn wir zurück in Deutschland sind, werde ich lesen, dass genau diese Vororte fest in der Hand der neapolitanischen Mafia sind und sich kein Polizist dorthin traut. Für uns sieht erst einmal alles sehr ruhig und idyllisch aus. Der Weg führt in leichten Kurven immer weiter bergauf. Der Blick auf Neapel ist wirklich umwerfend.

Schließlich wird die Vegetation immer kärglicher und ähnelt einer Mondlandschaft. Laut Reiseführer gibt es kurz vorm Krater einen Parkplatz, von dort sind es dann noch 30 Minuten zu Fuß bis zum Gipfel. Wir haben uns einen Montag für unseren Ausflug ausgesucht. Ostermontag. Absolute Fehlentscheidung. Ein Auto reiht sich an das andere. Kilometerweit vom Parkplatz entfernt stehen sie schon massenweise im Halteverbot am Straßenrand.

Optimistisch fahren wir trotzdem weiter, doch der Parkplatzwächter winkt uns direkt zurück. Also fahren wir gefühlt den halben Berg wieder hinunter. An einer Gabelung sehen wir ein Schild „Sessellift“ und folgen daher der Straße bis zum Ende. Ein kleiner Kiosk steht hier. Die Betreiberin erklärt uns in gebrochenem Deutsch, dass der Sessellift vor 20 Jahren abgebrannt ist. Na super. Also fahren wir wieder zurück, bergauf, und stellen uns hinter die anderen Wagen ins Halteverbot. Auf der Straße selbst ist kein Vorwärtskommen mehr. Ein Bus reiht sich an den anderen, der Gegenverkehr kann nicht vorbei. Alle hupen und regen sich auf.

Gelassen wappnen wir uns für den Aufstieg. Nach dem Tipp einer Freundin tragen wir mehrere Schichten am Leib und sind richtig dick eingemummelt. Mit unseren Wanderschuhen an den Füßen machen wir uns auf den Weg an der Straße entlang. Am Eingang des Nationalparks müssen wir erst mal Eintritt bezahlen. 10 € pro Person. Kaum haben wir die braune Erde des Weges zum Krater betreten, erfasst uns der Sturm. Zusammen mit vielen weiteren Touristen kämpfen wir uns vorwärts. Die Outfits von manch anderen sind wirklich zum Totlachen. Flip Flops und Sommerkleidung wirken hier doch sehr fehl am Platz.

Der Aufstieg zieht sich. Schließlich kommen wir an eine kleine Hütte, die den Kraterweg begrenzt. Jetzt sind wir oben. Und der Sturm schlägt nun unbarmherzig zu.

Aus welchen Gründen auch immer, aber bei Sturm kriege ich echt Panik. Ich fühle mich echt so, als ob der Sturm mich gleich wegbläst. Der Wegesrand ist auch nur mit einem dünnen Seil abgesperrt, nicht sehr vertrauenerweckend. Bei solch einem Sturm wäre der Krater bestimmt in Deutschland für Touristen gesperrt worden. Aber nicht so in Italien. Gefühlt bekomme ich kaum Luft, weil der Sturm sie mir nimmt.

Trotzdem ist es wirklich beeindruckend und auch ein kleines bisschen einschüchternd, hier oben auf dem Vesuv zu stehen. Ein aktiver Vulkan. Bei all den ganzen Füßen der Touristen, die den Vesuv „treten“ und auf ihm rumtrampeln, wundert es mich, dass er sich das gefallen lässt und nicht einfach wieder ausbricht. Ein mulmiges Gefühl.

Die Temperatur hier oben empfinde ich gar nicht als so kalt. Liegt wahrscheinlich einerseits an meinen dicken Schichten und andererseits an der Aufregung. Die Schneeflocken machen jedoch deutlich, dass es wirklich kalt sein muss.

Wir laufen einmal entlang des Weges von einem Ende zum Anderen. Der Krater sind relativ unspektakulär aus. Schwer vorstellbar, dass dort irgendwo das Magma schlummert. Schließlich machen wir uns wieder auf den Rückweg. Ich bin froh, als wir den Sturm hinter uns lassen und auch kein Knöllchen am Auto haben.

Fazit: Unser Ausflug zum Vesuv war ein richtiges Abenteuer. Auch, wenn der Vulkan von Touristen überrannt wird, können wir dir den Aufstieg zum Krater absolut empfehlen. Wo sonst kann man in Europa mal eben auf einen aktiven Vulkan steigen?

 


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